KOMET - Kommunikationsethik

Inhalte:

  • Ethikdiskurs in der Kommunikationswissenschaft
  • Ethik und Journalismusverständnis
  • konstruktivistisches Denken
  • Journalistische Tugendkataloge
  • Moralbewusstsein von Journalisten
  • Medienlogik und Wertediskurs
  • Informationsflut und Verstehensdefizite
  • Diskursethik kategorischer Imperativ    

Über die VO: KOMET – Kommunikationsethik (Maximilian Gottschlich)  

Versteht man Kommunikation als unverzichtbare Voraussetzung menschlicher Indivi­duation und zugleich von Gesellschaft insgesamt, dann wird deutlich, wie wichtig eine fundierte und kritische Auseinandersetzung mit Kriterien und Maßstäben zwischen­menschlicher Kommunikation ist. Eben darin liegt die zentrale Aufgabe einer Kommunikationsethik. Sie fragt nach Begründbarkeit und Rechtfertigungsmöglichkeit derjenigen Normen, die unser kommunikatives Handeln leiten. Insofern sind Fragen der Kommunikationsethik zugleich immer auch Fragen nach der sittlichen Qualität unseres kommunikativen Handelns. Die Vorlesung möchte dafür ein entsprechendes Problembewusstsein schaffen und Dimensionen einer möglichen kommunikations­ethischen Reflexion zur Diskussion stellen.  

Ausgangspunkt der Überlegungen stellen dabei eine Reihe kommunikationsethischer Problemdiagnosen dar:

  • Zunächst ist festzustellen, dass in der modernen Kommunikationswissenschaft kommunikationsethische Fragen wenn überhaupt, dann ausschließlich im Kontext von Journalismus und Massenkommunikation gestellt werden. Als das für Kommunikation zuständige Reflexionssystem hat Kommunikationswissenschaft jedoch nicht nur mit Phänomenen der Massenkommunikation zu tun, sondern muss auch den gesamten Bereich zwischenmenschlicher Kommunikation einschließlich ihrer normativen Steuerung entsprechend berücksichtigen. 
  • Darüber hinaus ist zu bedenken, dass inmitten einer sowohl kommunikations­praktischen wie auch kommunikationstheoretischen Fixierung auf die bloße Funktionalität kommunikativer Prozesse, Fragen nach den Kriterien und möglichen Maßstäben sittlich „guten“ kommunikativen Handelns verloren gehen. Der Gleichung „gute“ Kommunikation ist „funktionierende“ Kommunikation liegt ein strategisch-instrumentelles Verständnis von Kommunikation zu Grunde und unterwirft Kommunikation einer ausschließlichen Zweck-Mittel-Relation. Verloren geht dabei der unverzichtbare Anspruch, interpersonale Kommunikation auch in ihrer existenziellen Dimension und ihrem Eigenwert zu begreifen.  
  • Daraus wird schließlich erkennbar, dass die Auseinandersetzung mit Kommunika­tionsethik für die Kommunikationswissenschaft zugleich auch die Chance enthält, eine Auseinandersetzung mit ihren eigenen Denkvoraussetzungen zu pflegen. Geht es doch dabei um die Frage, von welchem Kommunikationsverständnis die wissenschaftliche Wahrnehmung kommunikativer Phänomene gesteuert wird, also welche meist verborgenen normativen Erwartungen kommunikationswissen­schaftlichen Forschungs- und Reflexionsprozessen zu Grunde liegen.
  • Damit in Zusammenhang geht es nicht zuletzt auch um das grundsätzliche Verhältnis zwischen Einzelwissenschaften (Sozialwissenschaften) und Philosophie. Zwar kann sozialwissenschaftlich, also empirisch festgestellt werden, was in jeweiligen sozialen Kontexten (z. B. Journalismus) als (berufs-)moralisch gilt, jedoch muss im Kontext einzelwissenschaftlichen Denkens die Frage nach möglichen Begründungen bzw. Rechtfertigungen ausgeklammert bleiben. Wer sich für die Frage interessiert, ob das, was als gut gilt, auch sittlich gut ist, der muss die Sozialwissenschaft in Richtung Moralphilosophie übersteigen.  

Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Erwägungen versucht die Vorlesung KOMET Grundlinien einer Kommunikationsethik zu skizzieren. Die Überlegungen speisen sich dabei aus drei unterschiedlichen Traditionen:  

  • Zum einen aus der Tradition kommunikationsethischer Reflexion innerhalb der Disziplin – wie etwa der Diskursethik von J. Habermas, aber auch der Auseinan­dersetzung mit dem systemrationalen bzw. konstruktivistischen Verständnis journalistischer Ethik.  
  • Zum anderen greifen die Überlegungen auf die Grundlagen der Dialogphilosophie des 20. Jahrhunderts zurück – wie vorrangig bei M. Buber formuliert.  
  • Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung ist schließlich der neueren Rezeption des Anerkennungs-begriffs gewidmet – wie er in der Tradition von Fichte und Hegel durch A. Honneth übernommen und weiterentwickelt wurde. Es soll gezeigt werden, dass der Anerkennungsbegriff ein zentrales kommunikationsethisches Prinzip darstellt, dessen Bedeutung sowohl für interpersonale als auch massenkommuni­kative Beziehungen Gültigkeit beanspruchen kann.   

 Auf diese Weise möchte die Vorlesung nicht nur gleichsam abstrakt für kommuni­kationsethische Problemstellungen sensibilisieren, sondern zugleich auch einen Beitrag zur kritischen Selbstreflexion (eigener) kommunikativer Praxis leisten.   

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