THEO - Medien- und Kommunikationstheorie
Inhalte
- wissenschaftstheoretische Voraussetzungen
- Theoriebegriffe
- Ordnungsschemata für Theorien
- Erkenntnistheoretische Grundprobleme (Theorie / Wirklichkeit)
- Verhältnis von Sozialwissenschaft und Philosophie
- Merkmale und Funktionen sozialwissenschaftlicher „Theorien“
- Paradigmen und Paradigmenwechsel
- Kritischer Rationalismus
- Merkmale empirisch-analytischer Theorien
- Entwicklung empirisch-analytischer Theorien in der PKW
- Positivismusstreit: Kritischer Rationalismus und Kritische Theorie
- Konstruktivismus
- Systemtheorie
- Theorie kommunikativen Handelns
- Symbolischer Interaktionismus
- Verortung/Bestimmung von Relevanz und Funktion der behandelten Theorien innerhalb der PKW
- Entwicklungsperspektiven der Kommunikationswissenschaft
Über die VO: THEO – Medien- und Kommunikationstheorie (Maximilian Gottschlich)
Kommunikation ist ein sowohl existenzielles wie auch gesellschaftliches Totalphänomen, das sich jeglichem Theorie- und Methodenmonismus entzieht. Folgerichtig war und ist die Vielfalt kommunikativer Phänomene eine grundlegende und fortdauernde Herausforderung für die Kommunikationswissenschaft. Dieser Umstand spiegelt sich in einem breiten Spektrum kommunikationswissenschaftlicher Theoriebildung sowie einem sich zunehmend ausdifferenzierenden Forschungsbestand gleichermaßen wieder.
Vor diesem Hintergrund versucht die Vorlesung „THEO Medien- und Kommunikationstheorie“ Ordnung ins „Theorienchaos“ (U. Saxer) zu bringen und Grundkenntnisse für den studentischen Umgang mit kommunikationswissenschaftlichen Theorien zu vermitteln. Die Vorlesung über Kommunikationstheorien will dabei versuchen, dem Verhältnis von Kommunikationstheorie und Kommunikationsrealität an ausgewählten Beobachtungspunkten nachzuspüren.
Zugleich damit soll eine Betrachtung ermöglicht werden, mittels derer das Spannungsverhältnis von notwendiger Nähe und kritischer Distanz zum kommunikationswissenschaftlichen Theorieangebot möglich gemacht wird. Absicht der Vorlesung ist es, das für Kommunikationswissenschaft unumgängliche Reflexionswissen zu befördern, indem aufbauend auf bereits erworbene Wissensbestände (vorausgesetzt wird die in der Studieneingangsphase vermittelte Grundkenntnis kommunikationswissenschaftlicher Theorien) ein Angebot zum kritischen Umgang mit dem Theorieangebot der Kommunikationswissenschaft ausgesprochen wird.
Um diesem Anspruch im Rahmen einer Übersichtsvorlesung bestmöglich gerecht werden zu können, gliedert sich die Vorlesung in drei Hauptteile:
Teil I - Wissenschaftstheoretische Vorüberlegungen .
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die Frage des Verhältnisses von Wissenschaft und gesellschaftlicher Wirklichkeit sowie die Bedeutung dieser paradig–matischen Setzungen für den Prozess kommunikationswissenschaftlicher Theorienbildung. Daraus folgend soll der Prozess wissenschaftlicher Konstruktion von Wirklichkeit erkennbar gemacht werden, insbesondere vor dem Hintergrund kommunikationswissenschaftlicher Paradigmen, wie sie in der Geschichte der Disziplin nachgezeichnet werden können (Kommunikationswissenschaft als „Steuerungswissenschaft“, im Rahmen eines „interpretativen Paradigmas“ sowie unter einem „emanzipatorischen Leitgesichtspunkt“).
Auf Basis dieser Überlegungen wird zunächst ein Ordnungsschema für kommunikationswissenschaftliche Basistheorien und Theoreme erarbeitet.
Teil II – Grundlagen empirischer Kommunikationstheorien und -modelle:
Daran anschließend wird die zentrale Forschungslogik empirisch-analytischer Sozialwissenschaft und ihrer Theoriebildung diskutiert, die dem erkenntnistheoretischen Konzept des “Kritischen Rationalismus” von Karl Popper folgt. Für das Verständnis dieses Prozesses ist es nötig, dessen grundlegende Annahmen zu hinterfragen, beispielhaft zu verdeutlichen und anderen Wissenschaftskonzepten gegenüberzustellen. Dies soll insbesondere im Zusammenhang mit dem Positivismusstreit der deutschen Soziologie, in der Auseinandersetzung zwischen Karl R. Popper und Theodor W. Adorno, erkennbar gemacht werden.
Teil III – Basistheorien der Kommunikationswissenschaft:
Aufbauend auf die in Teil I und II entwickelten Ordnungsgesichtspunkte werden im dritten Teil der Vorlesung handlungs- und systemtheoretische Basistheorien in Hinblick auf deren Verständnis von Kommunikation gegenübergestellt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen entsprechend der in Teil I vorbereiteten Grundorientierungen der modernen Kommunikationswissenschaft
- das systemtheoretische/konstruktivistische Erkenntnismodell gesellschaftlicher Kommunikation (N. Luhmann, M. Rühl, U. Saxer)
- das interpretative Paradigma des Symbolischen Interaktionismus (G.H. Mead, H. Blumer)
- das emanzipatorische Verständnis der „Theorie kommunikativen Handelns“ (J. Habermas)
Die im Rahmen von THEO gebotene Vorlesungsgliederung will dabei allerdings keine Systematik begründen, sondern vorrangig zum systematischen Denken über kommunikationswissenschaftliche Theorien anregen. Denn Systematiken sind ja – in welcher Form auch immer – ohnehin höchst ambivalent und mit Vorsicht zu genießen. Schon der deutsche Philosoph Friedrich Schlegel hat dies gewusst, wenn er schreibt: „Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben und keines zu haben. Er wird sich also wohl entschließen müssen, beides zu verbinden.“
(So wollen wir es auch halten. Alles übrige bleibt dem Eigeninteresse und Eigenstudium vorbehalten...)
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